Italien im Mittelalter
Land zwischen Papst und Kaiser
Nach dem Untergang des Römischen Reiches erstarkte der Vatikan in Rom. Die Ernennung des Franken Pippins zum König und die Wiederherstellung des Römischen Kaiserreiches war der Beginn eines langen Streits zwischen Papst und Monarchen in Europa über Macht und Legitimation. Seinen Höhepunkt fand dieser Streit im Investiturstreit des 12. und 13. Jahrhunderts als der deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Italien einfiel. Leidtragende und Nutznießer zugleich waren die italienischen Stadtstaaten, die durch laufende Zugeständnisse der beiden Streitparteien eine mächtige Stellung in Italien einnahmen und sich wirtschaftlich und militärisch eigenständig entwickelten.
Von den Langobarden zu den Franken
Nach dem Untergang Roms und dem Einfall der Germanen nahm eine turbulente Geschichte in Italien seinen Lauf. Auf die Germanen folgten die Ostgoten unter Theoderich und errichteten ihr Reich in Italien, bis sie wiederum von den Langobarden besiegt wurden, die in Norditalien ihr Reich aufbauten. Venetien, die Toskana und die Lombardei waren ihre Kerngebiete. Während die Lombarden im Norden siedelten, und im Süden Araber, Byzantiner und schließlich Normannen um die Vorherrschaft kämpften, festigte sich in Mittelitalien der neue christliche Kirchenstaat gegen seine Feinde. Trotz Christianisierung der Langobarden wurde der Vatikan schnell zu einem erbitterten Gegner. Mit Hilfe der Franken, die die Langobarden zu Gebietsabtretungen an den Papst zwangen (Pippinische Schenkung) wurden die Grundsteine für den Kirchenstaat gelegt.
Italien zwischen Kirche und Kaiser
Als Dank für die fränkische Waffenhilfe krönte der Papst Pippin zum König von Gottes Gnaden und später seinen Sohn Karl den Großen zu Kaiser des wieder installierten Heiligen Römischen Reiches. Mit dem Ende der Frankenherrschaft wurde Norditalien ins Chaos gestürzt. Italienische und fränkische Adelige kämpften um die Langobardenkrone. Als erneut der deutsche König Otto I. auf Geheiß des Papstes in zwei Feldzügen für Ruhe und Ordnung sorgte, wurde er zum deutschen Kaiser gekrönt und Italien fiel formal an das Römisch-Deutsche Reich. Schon bald nach diesem bedeutenden Ereignis verschlechterten sich allerdings die Beziehungen zwischen Papst und Kaiser und ein lang anhaltender Streit begann, der das Machtgefüge in Italien grundlegend ändern sollte.
Die Stadtstaaten in Italien entstehen
Während der Süden Italiens und der Kirchenstaat zentralistisch regiert wurden, gingen die großen und reichen Hafenstädte Norditaliens einen anderen Weg. Aufgrund ihres Reichtums genossen sie bereits Sonderstellung und waren immer weniger bereit, dem deutschen Kaiser oder dem Papst Gefolgschaft zu leisten. Das neu entstehende Bürgertum unterstützte diese Bestrebungen und förderte die Entstehung eigener Stadtstaaten in Italien. Beschäftigt mit dem eigenen Streit buhlten Papst und Kaiser um die Gunst der einflussreichen Stadtstaaten, wie Venedig, Genua und Mailand, mit Zugeständnissen, die die Macht der ohnehin schon mächtigen Städte zusätzlich stärkte. Der Handel blühte und schon bald nahmen die Stadtstaaten neue Regierungsformen an. Reiche Händler und Familien wie die Medici in Florenz oder die Visconti in Mailand, buhlten um Einfluss und übernahmen die Kontrolle in der jeweiligen Stadtregierung. Stadtstaaten waren in Italien entstanden, die die Entwicklung Oberitaliens im Spätmittelalter bis in die Neuzeit prägten.
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