Der römische Kirchenstaat
Entstehung und Blüte des Vatikanstaates
Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches erhält der Papst in Rom den Rang eines Stadtherrn. Im Kampf gegen die Langobarden verbündet sich Papst Stephan II. mit dem Frankenkönig Pippi nun erhält ein eigenes, weltliches Territorium – der Vatikanstaat entsteht. In der Folgezeit dehnt der Vatikan sein Territorium kontinuierlich über ganz Mittelitalien aus. Konflikte mit den deutschen Kaisern führen schließlich zum Großen Abendländischen Schisma. Nach einer lang anhaltenden Blütezeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert verliert der Vatikan mit der Einigung Italiens seine staatliche Souveränität, die er erst unter Mussolini mit dem heutigen Staatsgebiet zurück erhält.
Die Anfänge des Kirchenstaats
Bereits während der Christenverfolgung unter den römischen Kaisern gab es in Rom Päpste. Mit der Ernennung des Christentums zur Staatsreligion, der Verlegung der weströmischen Hauptstadt nach Mailand und später nach Ravenna und schließlich dem Untergang des weströmischen Reiches wurde der Papst zum Stadtherrn von Rom. Kirchen entstanden überall im Reich und die Andenken an die nun heidnischen Götter wurden nach und nach getilgt. Ständige Barbareneinfälle und die Belagerung Roms durch die Langobarden 753 veranlassten Papst Stephan II. zu einem Pakt mit dem Frankenkönig Pippin. Im Austausch für die göttliche Königswürde und die spätere Krönung seines Sohnes Karls dem Großen zum Kaiser des heilig römischen Reiches Deutscher Nation vertrieb Pippin die Langobarden und gestand dem Papst ein eigenes päpstliches Territorium (Pippinische Schenkung) zu, aus dem sich von nun an der Kirchenstaat entwickelte.
Der Vatikan im Mittelalter
Überfälle der Sarazenen, Normannen sowie die stetigen Streitigkeiten des römischen Adels beschäftigten die Geschicke des Vatikans in der Folgezeit. Streitigkeiten über die weltliche Macht in Rom, Italien und der gesamten christlichen Welt führten außerdem immer wieder zu Streitigkeiten mit den deutschen Kaisern, die Rom mehrfach erfolglos belagerten und gegen den Vatikan Krieg führten. Katastrophale Zustände in Rom und ein Bevölkerungsrückgang auf unter 20.000 Einwohner führten schließlich zum großen Abendländischen Schisma (1378-1417). In dieser Zeit regierten teils 3 Päpste in Rom und Avignon gleichzeitig. Erst unter Papst Martin V. begann 1417 der Aufschwung der römischen Hauptstadt. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Bauten und die künstlerischen Auswüchse der Renaissance und des Barocks hinterließen überall in Italiens Hauptstadt bis heute ihre Spuren – Rom und der Vatikan kamen zu einer neuen Blütezeit. Berühmte Künstler wie Michelangelo, Rafael und Bernini lebten und wirkten in dieser Zeit in Rom ließen die Stadt in neuem Glanz erstrahlen.
Der Vatikan bis heute
Als Napoleon 1808 in Rom einmarschierte, ließ er den Papst per Dekret abschaffen und Pius II. nach Frankreich deportieren. Nach einer kurzen Wiederherstellung des Kirchenstaates durch den Wiener Kongress, wurde Rom mit der Einigung Italiens zur neuen Hauptstadt des Staates und dem Papst blieb nur noch das Exil hinter den Mauern des Vatikans. Erst unter Mussolini kam es 1929 zu den Lateranverträgen, die dem Vatikan staatliche Autonomie auf dem Gebiet des Vatikans und einiger exterritorialer Kirchen zusicherten sowie ein Mitbestimmungsrecht im italienischen Familien- und Eherecht.
Tweet