Geschichte Venedigs

Venedigs Weg zur Königin der Adria

Während der Völkerwanderung und dem Einfall der Hunnen flüchteten viele Festlandbewohner in die Lagune und errichteten auf den Inseln ihre Siedlungen. Die junge Dogenrepublik entwickelte sich bald zur beherrschenden See- und Handelsmacht im Mittelmeer. Am Höhepunkt seiner Macht reichten die venezianischen Besitzungen von Zypern über Dalmatien bis an die Alpen. Verlustreiche Kämpfe gegen die erstarkten Osmanen und  der zunehmende Atlantikhandel führten zum Untergang der Königin der Adria. 1797 ergab sich Venedig kampflos den Franzosen und wurde nach einer österreichischen Besatzungszeit in Italien eingegliedert.

Geschichte von Venedig Römische Siedlung in Altino

Die Anfänge Venedigs

Die Gründung Venedigs lässt sich schwer auf ein exaktes Datum zurück verfolgen. Mit dem Untergang des römischen Reiches und dem Einfall der Germanen und Hunnen aus dem Norden flüchteten viele Bewohner des heutigen Venetiens in die schützende Lagune. Auf den Inseln Torcello, Murano und Lido (damals Malamocco) wurden die ersten Siedlungen gegründet. Unter dem Schutz des oströmischen Reiches wurde 697 der erste Doge ernannt. Er residierte vorerst noch in Lido und versuchte die verfeindeten Inseln zu einen. Erst als Pippin, Sohn von Karl dem Großen, die Lagune belagerte und Malamocco zerstörte vereinten sich die zerstrittenen Inseln und gründeten eine neue Stadt auf der zentralen Inselgruppe am Rivus Altus (Rivo Alto bzw. heutiges Rialto) – das heutige Venedig war geboren.

Venedig: Aufstieg zur Königin der Adria

812 wurde Venedig byzantinische Provinz – unter dem Schutz des oströmischen Reiches konnte sich die Stadt in aller Ruhe entwickeln. 828 entführten venezianische Kaufleute die Gebeine des Evangelisten Markus aus Alexandria. Ein eigener Schutzheiliger war gefunden und sein Symbol, der geflügelte Löwe, wurde von nun an zum Wahrzeichen Venedigs. Auf dem Wasser lebend waren die Venezianer geschickte Seeleute und auch Händler. Dank der Protektion durch Byzanz, dass den Venezianern alle Häfen öffnete, wurde aus der Lagunenstadt schnell eine staatliche Handelsmacht, die es zu außerordentlichem Wohlstand schaffte. Durch den regen Handel wurde Venedig schließlich zum größten Finanzzentrum Europas. Eine schlagkräftige Kriegsflotte sorgte auch für militärische Stärke und so wurden nach und nach Friaul, Istrien und Dalmatien erobert. Venedig nutzte den 4. Kreuzzug ins heilige Land um seinen ehemaligen Schutzherren zu attackieren und besetzte Konstantinopel. Mit der Eroberung Byzanzs gehörten nun auch die griechischen Inseln der Ägäis zum venezianischen Imperium. Viele Kunstschätze aus Konstantinopel inklusive der Pferde auf dem Markusdom kamen nach Venedig. 1381 besiegte man den Erzfeind Genua bei Chioggia und die Dogenrepublik beherrschte von nun an den gesamten östlichen Mittelmeerraum. Venedig selbst war mit 150.000 Einwohnern zur drittgrößten Stadt Europas nach Paris und Neapel herangewachsen. Eine europäische Großmacht – die Königin der Adria - war entstanden.

Geschichte von Venedig Die Seemacht in Bildern verewigt

Untergang der stolzen Seemacht

Mit 3.900 Handelsschiffen und 15.000 Seeleuten dominierte Venedig den Handel im Mittelmeerraum. Im Inneren des Staates herrschte ausgesprochene Stabilität und bis auf das ungesicherte Hinterland konnte der Seemacht niemand gefährlich werden. Kurzerhand wurde daher das Hinterland gesichert und nach und nach fielen Padua, Vicenza und Verona an Venedig. Als man schließlich auch noch Zypern eroberte, erreichte das venezianische Imperium seine größte Ausdehnung. Venedig war am Höhepunkt seiner Macht. 1453 fing sich das Blatt mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen jedoch zu wenden an. Venedig wurde in einen 300 Jahre dauernden Krieg gegen die Türken verwickelt. Gleichzeitig verlagerte sich mit der Entdeckung Amerikas das Handelszentrum vom Mittelmeer in den Atlantik. In Europa formierten sich neue Großmächte und Venedig rutschte zusehends in die politische Isolation. In der Liga von Cambrai schlossen sich nun kurzfristig auch Österreich, Frankreich und Spanien zu einer Allianz gegen Venedig zusammen. Trotz eines letzten großen Sieges in der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken begann das venezianische Imperium an allen Ecken und Enden zu bröckeln. Zwei verlustreiche Pestepidemien (1575 und 1630) und weitere Kriege gegen die Osmanen später gab Venedig seine Besitzungen im Mittelmeer endgültig auf und konzentrierte sich auf die Verteidigung seines Besitzes rund um die Lagune.

Venedig von der Neuzeit bis heute

Ende des 18. Jahrhunderts erlebte Venedig einen kulturellen Höhenflug, war politisch jedoch ein Schatten seiner selbst. Als Napoleon 1797 vor der Lagune auftauchte ergab sich die Stadt kampflos. Napoleon plünderte die Stadt und übergab sie wenig später den Österreichern, die Venedig bis 1866 in das Habsburgerreich integrierten. Die Österreicher modernisierten die Lagunenstadt und schlossen sie mit der Eisenbahnbrücke erstmals an das Festland an. 1866 zogen sich die Habsburger aus Venedig zurück und überließen die Lagunenstadt dem neuen italienischen Königreich. Armut und wirtschaftlicher Niedergang kennzeichneten die folgenden Jahre. Erst nach dem ersten Weltkrieg verlegte man den Hafen nach Marghera und begann mit dem Aufbau der Schwerindustrie. Mit dem Einsetzen des Tourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann der neuerliche Aufstieg der Lagunenstadt bis heute. Die weitere Erfolgsgeschichte Venedigs wird jedoch entscheidend von der Lösung der Umweltprobleme in der Lagune abhängen.




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