Geschichte Venetiens
Von der römischen Provinz zur Dogenrepublik
Im 3. Jahrhundert vor Christus wird Venetien von den Römern erobert, die viele Städte gründen und das Land zivilisieren. Nach dem Untergang Roms und dem Einfall der Ostgoten und Langobarden flüchten viele Venetier in die Sumpfgebiete der Lagunen und gründen dort Siedlungen – Venedig ist geboren. In der Folge erobert Venedig mit dem Aufkommen der Stadtstaaten den östlichen Mittelmeerraum und steigt zur bedeutendsten Handelsmacht Europas auf. Erst mit den Niederlagen gegen die Osmanen wird das venezianische Hinterland samt Verona und Padua erobert. Nach einem langsamen Machtzerfall wird Venetien schließlich im 19. Jahrhundert ins Habsburgerreich und 1866 ins Königreich Italien eingegliedert.
Veneter und Römer
Im ersten Jahrtausend vor Christus wanderten die indogermanischen Veneter in das heutige Venetien ein und verdrängten die dort angesiedelten Euganäer in die Bergtäler. Reger Handel mit Etruskern und Griechen ließ die Siedlungen der Veneter florieren. Um 300 vor Christus brach für Venetien dann die römische Zeit an. Auf ihrem Siegeszug gegen die Etrusker eroberten die Römer schließlich Venetien. Viele der größeren Siedlungen, wie Verona, Padua, Vicenza und Treviso bekamen das römische Stadtrecht und entwickelten sich zu bedeutenden Handelszentren in der neuen Provinz Venetia et Histria. Hauptstadt der Provinz wurde Aquileia, das im heutigen Julisch-Venetien Friaul liegt.
Nach dem Untergang Roms wurde das Gebiet von den Ostgoten beherrscht bis mit der Völkerwanderung nach und nach Westgoten, Hunnen und Langobarden in Venetien einfielen. Viele der verängstigten Bürger flüchteten sich in die sumpfigen Lagunen im Flussdelta und gründeten dort erste Siedlungen – die Geburtsstunde Venedigs hatte geschlagen.
Aufstieg und Niedergang der Dogenrepublik
Mit dem Aufkommen und dem Machtzuwachs der italienischen Stadtstaaten erlangen auch Venedig, Verona, Vicenza, Treviso und Padua ihre Unabhängigkeit und entwickeln sich zu eigenständigen Wirtschafts- und Handelszentren. Während der Großteil der venetischen Städte mit dem lombardischen Städtebund paktieren, geht Venedig seinen eigenen Weg und konzentriert sich mehr auf den Osten. Nach der Unterwerfung der dalmatischen Küste im 11. Jahrhundert steigt die junge Dogenrepublik zur Seemacht auf und unterwirft in zahlreichen blutigen Expansionskriegen den östlichen Mittelmeerraum. Nach der Plünderung Byzanzs zählen sogar große Teile Griechenlands inklusive Kreta und Teile der Türkei zur venezianischen Republik. Venedig wird für 2 Jahrhunderte die wichtigste Handelsstadt Europas.
Der Aufstieg der Osmanen im 14. Jahrhundert leitet jedoch schließlich den langsamen Untergang der Dogenrepublik ein. Während die Venezianer Gebiet für Gebiet im östlichen Mittelmeer an die Osmanen verlieren, konzentrieren sich die Dogen nun vermehrt auf das venezianische Hinterland. Treviso und die istrische Küste werden eingegliedert, 1404 kapituliert Verona und 1405 schließlich Padua. Nach und nach erobern die Venezianer das heutige Gebiet Venetiens bis nach Apulien und in die Lombardei. Erst die Österreicher setzen zusammen mit den Franzosen den venezianischen Expansionsbestrebungen im 16. Jahrhundert ein Ende. Die langsame Phase des Niedergangs hatte begonnen, die 1815 mit dem Verlust der Eigenständigkeit enden sollte.
Venetien ab dem 19. Jahrhundert
Nach einer kurzen Phase der lombardo-venetischen Cisalpinen Republik wird Venetien nach der Niederlage Napoleons 1815 zusammen mit der Lombardei und Südtirol-Trentino den Habsburgern zugesprochen. Ein langer und blutiger Unabhängigkeitskampf (Risorgimento) gegen die Österreicher beginnt, der nach schweren Schlachten bei Solferino 1861 in der Befreiung von der Fremdherrschaft endet. 1861 wird schließlich auch das Königreich Italien gegründet, dem Venetien 1866 beitritt.
Im ersten Weltkrieg ist Venetien abermals Schauplatz extrem verlustreicher Schlachten zwischen den Habsburgern und Italien, die sich entlang des Alpenkammes bekämpfen. Viele Monumente erinnern noch heute an die hunderttausenden Toten der Kämpfe. Nach dem zweiten Weltkrieg ist Venetien arm und rückständig – geprägt von jahrhundertelanger feudaler Herrschaft. Innerhalb von 40 Jahren schaffte Venetien jedoch dank expansiven Wirtschaftswachstums und Tourismus den Sprung zu einer der wohlhabendsten und hoch entwickeltsten Regionen Italiens.
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