Geschichte von Rimini
Vom Kunstmekka zum Teutonengrill
Rimini hat seine Höhen und Tiefen erlebt. Als Knotenpunkt zwischen Po-Ebene und Adria gegründet, war die Stadt integraler Bestandteil des römischen Kaiserreichs und erlangte erst spät kommunale Unabhängigkeit. Unter der Regentschaft der Familie Malatesta wurde Rimini zu einem der kulturellen Zentren Italiens, bevor es sich im 20. Jahrhundert schließlich zum beliebten Ferienort – zunächst für deutsche, mittlerweile für russische und einheimische Touristen – wandelte.
Wichtiger Adriahaften Rimini
Rimini wurde 268 v. Chr. von den Römern gegründet und erhielt den Namen Arminium, angelehnt an den antiken Namen des Flusses Marecchia. Als geographisch günstig gelegener Knotenpunkt zwischen der Po-Ebene und der Adria endete hier die 220 v. Chr. erbaute Via Flaminia und begann die nach Piacenza führende Via Emilia. Seine erste Blütezeit erlebte die zum Municipium – eine Art italienische Landstadt mit vollen Bürgerrechten – erhobene römische Kolonie in der Spätantike durch seine strategisch günstige Verbindung zur Westküste des Kaiserreiches und seine Rolle als einer der wichtigsten Adriahäfen der römischen Flotte neben Portus Classis bei Ravenna.
Neue Perspektive für Rimini im Mittelalter und der frühen Neuzeit
Es dauerte lange, bis sich Rimini von den Wirren der Völkerwanderungszeit einigermaßen erholten konnte. Erst im 12. Jahrhundert erlangte man die kommunale Unabhängigkeit. In etwa zur selben Zeit begann der Aufstieg der Malatesta aus Verucchio. Sie wurden ursprünglich im Falle eines Kriegs als Condottieri, das sind Söldnerführer in italienischen Stadtstaaten ab dem späten Mittelalter, verpflichtet. Stattdessen ergriffen sie bereits Mitte des 14. Jahrhunderts die Macht und wurden zu den Herren Riminis.
Unter den Malatesta erlebte die Kunstwelt Riminis einen einzigartigen, nie wieder erreichten Boom. Der kultivierte wie skrupellose Sigismondo Malatesta (1417-1468) brachte bedeutende Dichter und Künstler wie Filippo Brunelleschi, Piero della Francesca und Leon Battista Alberti an seinen Hof. Er beschloss unter anderem den Umbau der Kirche San Francesco. Der politische Niedergang der Malatesta führte schließlich dazu, dass 1461 der Bau des Obergeschoßes und der Kuppel des Tempio Malatestiano eingestellt wurde. 1528 wurde Pandolfo Malatesta, der letzte dieses Herrschergeschlechts, von den Bürgern vertrieben und vom Papst befreit. Er verkaufte schließlich Rimini an Venedig, womit die Stadt bis zum 19. Jahrhundert zum Kirchenstaat gehörte.
Touristenmetropole und Teutonengrill Rimini
Das historisch erste Strandbad in Rimini wurde am 30. Juli 1843 eingeweiht, bis 1860 war man Teil des Kirchenstaats. Der Ausbau der Eisenbahn und die Entdeckung des Badetourismus waren entscheidend für den rasanten Aufschwung zu einem beliebten Ferienort, der nach der Zerbombung im Zweiten Weltkrieg wie Phönix aus der Asche stieg. Als in den 1960ern immer mehr Deutsche Urlaub in Rimini machten, wurde der Ort ob seines Massentourismus als „Teutonengrill“ bezeichnet, bevor in den 1980ern die Abwanderung gen Mallorca und Lloret de Mar einsetzte. Heute ist Rimini vor allem bei russischen und einheimischen Urlauber, die sich in einem der rund 250 bagni tummeln, beliebt.
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