Die Geschichte Ravennas
Stadt der Mosaiken und der Völkerwanderung
Einer der ersten Gedanken, wenn der Name Ravenna fällt, dreht sich um die weltberühmten Mosaiken aus der Spätantike, die den byzantinischen Bilderstreit unbeschädigt überstanden und 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Die Völkerwanderungszeit hat ebenso ihre Spuren in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz hinterlassen. Verschiedene Funde zeugen noch heute von dieser bewegten Epoche und machen Ravenna zu einem bunten Kessel aufeinanderprallender Kulturen.
Vom römischen Hafen zur Hauptstadt
Ursprünglich war das um 500 v. Chr. entstandene Dorf von Ravenna Teil der vom Meer und dem Süßwasser des Po-Deltas umspülten Lagunenlandschaft. Die ersten Bewohner waren Umbrer und Etrusker und Gallier. Mit dem Bau der Via Emilia im 2. Jh. v. Chr. geriet Ravenna unter römischen Einfluss. Kaiser Augustus ließ in der nahegelegenen Bucht den Kriegshafen Portus Classis zur Verteidigung der Adria errichten. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches verlegte Kaiser Flavius Honorius im Jahr 402 die Hauptstadt Westroms von Mailand nach Ravenna, da die Stadt ob ihrer speziellen Lage besser zu verteidigen war. Ravenna gewann an politischer Bedeutung und blieb bis zur Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus durch den Germanen Odoaker im Jahr 476 vornehmlicher Regierungssitz.
Blütezeit unter den Ostgoten
Odokaer, nun König von Italien, wurde nach zweijähriger Belagerung durch den Ostgotenkönig Theoderich bei seinem Ausbruchsversuch 493, der sagenhaften Rabenschlacht, getötet. Unter Theoderich setzte Ravenna seinen scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg fort und erlebte eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit, in der einige der weltberühmten Mosaiken entstanden und die Stadt der Hochburg des italienischen Salzhandels wurde. Nach Theoderichs Tod eroberte Ostrom Italien zurück und machte Ravenna zu seinem Vorposten, der im Kampf gegen die einfallenden Langobarden eine entscheidende Rolle einnahm und schließlich zum Exarchat wurde. Erst 751 gelang es den Langobarden unter König Aistulf Ravenna zu erobern. Damit endete die byzantinische Herrschaft über Mittelitalien. Venedig wurde zur neuen Hochburg des Salzhandels.
Fall an den Kirchenstaat und Ravenna heute
Aistulf belagerte 756 den Papst in Rom. Der Frankenkönig Pippin der Jüngere besiegte die Langobarden in zwei erfolgreichen Feldzügen und übergab das eroberte Land dem Papst (Pippinische Schenkung) gemäß dem Vertrag von Quierzy. Pippin begründete damit den Kirchenstaat, dem Ravenna mit Ausnahme zweiter Unterbrechungen durch Venedig (1441-1509) und Napoleon (1797-1815) bis zur Einigung Italiens angehörte. In dieser Zeit wurde die Stadt unter anderem von den Familien Traversari und Da Polenta regiert. Dante vollendete hier seine "Göttliche Komödie" und starb kurze Zeit später am 14. September 1321. Seine Gebeine sind im Tomba di Dante untergebracht. Ravenna erfuhr im Zweiten Weltkrieg schwere Zerstörungen durch Bombenangriffe. Mit der Entdeckung reicher Erdgasvorkommen 1953 setzte der wirtschaftliche Aufschwung ein. Heute ist Ravenna ein wichtiger Petrochemie-Standort und Badeort mit zahlreichen Stränden, hat allerdings mit Bodenabsenkungen zu kämpfen.
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