Geschichte von Ferrara
Renaissancejuwel in der Po-Ebene
Seine Blütezeit erlebte Ferrara in der Renaissance. Das Adelsgeschlecht Este baute das Städtchen in der Po-Ebene zu einem blühenden Kunst- und Kulturjuwel seiner Zeit aus, das nach dem Fall in die Hand des Kirchenstaates im auslaufenden 16. Jahrhundert verwelkte. Erst in jüngerer Vergangenheit erreichte die Fahrradstadt mit nach wie vor prominenter jüdischer Gemeinde seine frühere Einwohnerzahl von ca. 130.000. Der historische Stadtkern wurde mittlerweile von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Stadt ohne römische Wurzeln
Als eine von wenigen größeren italienischen Städten hat Ferrara keine römischen Wurzeln. Vermutlich entstand der Ort im Herzen des Po-Deltas im 7. Jahrhundert an einer Aufzweigung des Flusses, als sich Bewohner der Lagunen dort ansiedelten. Erst durch den Dammbruch von Ficarolo im Jahr 1152 wanderte der Hauptarm des Po nach Norden und die Lagunenlandschaft rund um Ferrara verlandete. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Siedlung 753 oder 754 in einem Dokument des Langobarden-Königs Aistulf.
Blütezeit unter den Este
Ferrara wechselte in den folgenden Jahrhunderten mehrfach den Besitzer bzw. Lehensmann, bevor es 1264 in die Hände der Este, eines der ältesten Adelsgeschlechter Italiens, das unter anderem auch Modena und Reggio regierte, fiel. Unter der Este-Herrschaft blühte Ferrara auf und wurde zur Residenzstadt. 1391 gründete Alberto V. d’Este die Universität von Ferrara, und lockte damit zahlreiche Dichter und Gelehrte an. Zu den Studenten der Hochschule zählen Paracelsus, Kopernikus und der Bußprediger Savonarola. Namhafte Künstler, darunter Andrea Mantegna, Giovanni Bellini, Piero della Francesca und Ludovico Ariosto, siedelten sich am Hof von Ferrara an, wo im 15. Jahrhundert sogar eine eigene expressive Malerschule um Cosmè Tura begründet wurde. Unter Ercole I. wurde Ferrara schachbrettartig vergrößert und fasste 130.000 Einwohner – eine Zahl, die erst 1988 wieder erreicht werden sollte.
Stagnation und Weltkulturerbe
Als Alfonso II. 1597 starb, hinterließ er keinen männlichen Nachkommen. Ferrara wurde in den Kirchenstaat eingegliedert und ging zurück an den Apostolischen Stuhl. Der Glanz der Renaissance verschwand, Goethe nannte die Stadt einst "öde und menschenleer". Erst nach Eingliederung in den italienischen Staat begann Ferrara wieder zu wachsen und ist zum bedeutenden landwirtschaftlichen Zentrum geworden. Die Innenstadt ist für den Autoverkehr gesperrt, und so sieht man in der Po-Ebene eine Vielzahl von Fahrrädern, die vor allem das Gebiet rund um die Universität anfahren. Bis zum heutigen Tag lebt eine kleine jüdische Gemeinschaft in Ferrara, die sich bereits im 12. Jahrhundert dort ansiedelte und unter den religiös toleranten Este aufblühte – hier findet sich unter anderem das Museo Ebraico. Der historische, ummauerte Stadtkern wurde 1995 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
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