Geschichte von Vicenza
Von einer römischen Kleinstadt zum Zentrum europäischer, klassizistischer Architektur
Vicenzas Geschichte wirkt auf den ersten Blick bei weitem nicht so aufregend wie die seiner Nachbarstädte Venedig, Verona und Padua und doch spielt die Stadt eine bedeutende Rolle vor allem in der Architektur Europas. Die römische Kleinstadt an der Verbindungsstraße zwischen Mailand und Trieste entwickelte sich wie seine Nachbarn im Mittelalter zu einer eigenständigen Stadtrepublik, bevor sie unter die Herrschaft Venedigs fiel. Die historisch bedeutendste Zeit erlebte Vicenza jedoch im 16. Jahrhundert, als Andrea Palladio mit seiner einzigartigen Architektur den Klassizismus in Europa einleitete.
Vicenza in der Antike
Vicenza wurde in seiner Vorgeschichte nacheinander Euganäern und Venetern besiedelt, die den Grundstein für die heutige Stadt legten. Im Kampf gegen die keltische Stämme im Norden war Vicenza ein wichtiger strategischer Ort, den auch die Römer erkannten und die Stadt 157 vor Christus als Vicetia in ihr Reich integrierten. 49 vor Christus erhielt Vicenza das römische Stadtrecht und fungierte von nun an als wichtiger Wegposten an der römischen Decumanus Maximus – der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Mediolanum (Mailand) und Aquileia (Trieste). Die heutige Corso Palladio verläuft noch immer auf der einstigen Römerstraße.
Aufstieg zur Stadtrepublik
Nach dem Untergang des römischen Reiches litt Vicenza unter den ständig wechselnden Machtverhältnissen und wurde 899 sogar von den Hunnen zerstört. Kaiser Otto III. stellte die Stadt schließlich 1001 unter die Herrschaft der Bischöfe, was der Stadtbevölkerung von Vicenza die Möglichkeit gab sich zu entwickeln. 1164 trat Vicenza schließlich zusammen mit Verona, Venedig und Padua dem Veroneser Bund und drei Jahre später dem Lombardischen Städtebund im Kampf gegen Kaiser Friedrich Barbarossa bei. Das neu gewonnene Selbstbestimmungsrecht für die beteiligten Städte brachte Vicenza jedoch nicht nur Vorteile. Alte Rivalitäten flammten schnell wieder auf und Vicenza geriet unter abwechselnden Einfluss von Padua und Verona bis es 1404 schließlich unter die Schutzherrschaft Venedigs kam und in Venetien eingegliedert wurde.
Vicenza als architektonisches Zentrum Europas
Die Geschichte Vicenzas ab dem 15. Jahrhundert deckte sich im Grunde mit jener Venedigs – bis auf eine bedeutende Ausnahme. 1508 wurde Andrea Palladio in Vicenza geboren, der mit seiner eigenwilligen und einzigartigen Architektur als Wegbereiter des Klassizismus in die Geschichtsbücher einging und Nachahmer in ganz Europa fand. Noch heute wird das Stadtbild Vicenzas und große Teile Venetiens von seinen Bauten und prächtigen Villen geprägt. Wie auch der Rest von Venetiens fiel Vicenza 1797 zuerst unter französische und später unter österreichische Herrschaft bevor es 1866 in das neu gegründete Königreich Italien aufgenommen wurde.
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